Themenspecial

29.05.2024

Alkoholsucht bei Frauen: Vor allem Mütter und Berufstätige sind betroffen, warnt Suchtmedizinerin


Furth im Wald – 8. April 2024 - Alkoholismus ist längst kein Männerthema mehr. Immer mehr Frauen entwickeln eine Sucht, warnt Dr. med. univ. Sabine Barry, Chefärztin der Johannesbad Fachklinik Furth im Wald, Bayerns größter stationärer Einrichtung zur Behandlung von Suchterkrankungen: „Die Dunkelziffer ist bei Frauen noch deutlich höher als bei Männern“, so Dr. Barry.  
 
„Dass Frauen trinken, war in der Gesellschaft lange verpönt. Für Männer war es dagegen stets akzeptiert, sich am Stammtisch zu treffen und zu trinken. Dieses Rollenbild hat sich seit den 1970er Jahren gewandelt. Bis dahin hat es Frauen teilweise vor Alkoholismus geschützt“, erklärt die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie.

Akademikerinnen trinken häufiger zu viel Alkohol
Akademikerinnen trinken fast doppelt so häufig riskante Alkoholmengen wie Frauen mit einem Hauptschulabschluss, hat das Deutsche Krebsforschungszentrum ermittelt. Demnach trinken von den hochgebildeten Frauen 42 Prozent mindestens wöchentlich Alkohol, aber nur 20 Prozent der Frauen mit niedriger Bildung.1 „Frauen mit hoher Bildung haben häufig einen anspruchsvollen Beruf und müssen den Spagat zwischen Karriere und Kindern schaffen“, so Barry. Die gesellschaftliche Erwartung sei heute, dass Frauen sich zwar maßgeblich um die Familie kümmern, aber zusätzlich beruflich Karriere machten. Diese Doppelbelastung und dieses Leistungsdenken setze Frauen extrem unter Druck. „Häufig benutzen Frauen Alkohol, um ein anderes Ziel zu erreichen: Sie trinken beispielsweise, weil sie nach einem Glas Rotwein besser einschlafen können, um runterzukommen oder Stress zu bekämpfen. Dieses sogenannte Wirkungstrinken ist immer ein Alarmsignal!“

Eine Alkoholsucht entwickelt sich schleichend
„Man schläft nicht heute ein und ist morgen alkoholabhängig“, sagt Sabine Barry. „Zunächst trinken die Betroffenen abends vielleicht ein kleines Glas Rotwein. Mit der Zeit merken sie, dass sie mehr trinken müssen, um runterzukommen – die Grenze zum riskanten Konsum ist überschritten.“
Indizien für eine Abhängigkeit können sein:
•    Das Gefühl: Ich kann ohne Alkohol nicht mehr einschlafen
•    Unruhe, wenn man nicht, wie gewohnt, Alkohol trinken kann
•    Die Beobachtung: Meine Stimmung geht runter, wenn ich nicht trinke
•    Kontrollverlust beim Trinken: Wer z.B. die ganze Flasche trinkt, statt des Glases


Meist bemerkt das Umfeld die Sucht vor den Erkrankten
„Suchtpatienten brauchen lange, um sich selbst die Krankheit einzugestehen. Oft muss das Umfeld einen großen Druck aufbauen, um die betroffene Person zu einer Therapie zu bewegen“, sagt Sabine Barry. „Ich erlebe häufig, dass Menschen in der Klinik sagen: ‚Ich habe kein Problem, aber mein Partner findet das.‘ Die Erkenntnis kommt meist erst in der Therapie, wenn Mitpatientinnen ihre Geschichte erzählen und diese Frauen merken: Das ist ja bei mir genauso!“ Der Austausch ist wichtig: Aus den Erfahrungen der einzelnen Patientinnen, lernen immer auch die anderen.

Klinik mit Trauma-Schwerpunkt für Frauen
„Alkoholsucht kann wirklich jeden treffen: Ob Sozialhilfeempfängerin, Ärztin oder Anwältin“, sagt Dr. Sabine Barry. In den Johannesbad Suchteinrichtungen betreut sie Vertreterinnen aus allen Gesellschaftsschichten. „Wir haben hier einen Trauma-Schwerpunkt für Frauen. Die Personengruppe, die wir am häufigsten sehen, sind Geringer-Verdienende mit Doppelbelastung – also Job und Familie –, die zudem eine weitere psychische Erkrankung haben. Zudem viele Frauen, die ein Trauma erfahren haben.“ Dazu zählen beispielsweise Vergewaltigung, körperliche und verbale Gewalt oder Krieg. „Wenn die eigenen Verarbeitungskapazitäten überschritten sind, kann ein Trauma entstehen. Um das nicht mehr zu spüren, greifen viele Frauen zu Alkohol“, erklärt die Expertin.

Hohe Dunkelziffer bei Frauen
Da nur die suchtkranken Personen in Statistiken geführt werden, die bereits in Behandlung sind, ist die Dunkelziffer hier allgemein sehr hoch. Fest steht, dass ein Großteil der Bevölkerung zu viel trinkt: Laut Schätzungen betreiben 10 Prozent einen riskanten Alkoholkonsum, zwei Millionen Menschen gelten in Deutschland als süchtig. „Frauen haben hier in den letzten Jahrzehnten deutlich aufgeholt“, so Fachärztin Barry. „Während früher Dreiviertel der Süchtigen männlich und ein Viertel weiblich waren, schätzen wir heute, dass es zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen sind. Und da sehr viele von ihnen heimlich trinken, denke ich: Die Dunkelziffer ist bei Frauen noch deutlich größer als bei Männern.“

Über die Johannesbad Gruppe
Die familiengeführte Johannesbad Gruppe umfasst die Geschäftsbereiche Medizin, Zahnmedizin, Hotellerie sowie Fort-, Aus- & Weiterbildung. Dafür engagieren sich in 26 Einrichtungen rund 2.400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die einen Umsatz von etwa 150 Millionen Euro erwirtschaften. Ausgehend von der 1964 eröffneten Johannesbad Therme gehört die Gruppe heute zu den Top Ten der Reha-Anbieter in Deutschland und wurde von der Wirtschaftswoche zum besten Gesundheitsdienstleister 2024 in der Kategorie Reha-Zentrum ausgezeichnet. Für weitere Informationen besuchen Sie www.johannesbad.com

 

 

Infographik: Alkohol bei Frauen. Quelle: Johannesbad Gruppe


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