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02.05.2025
Bereich: Medizin

Schmerzforum Niederbayern 5.0 für Ärzt:innen - jetzt anmelden!


„Jeder Schmerzpatient bekommt bei uns einen therapeutischen Maßanzug“

Bad Füssing, 2. Mai 2025. Anlässlich des „Schmerzforum Niederbayern 5.0 – der Schmerztherapie-Kongress für Ärzt:innen“ am 10. Mai 2025 in Bad Füssing: Interview mit dem Veranstaltungsleiter Dr. Oliver Wolf, Chefarzt Interdisziplinäres Rücken- und Schmerzzentrum der Johannesbad Fachklinik Bad Füssing

Millionen Menschen in Deutschland leiden an chronischen Schmerzen. Im Rücken- und Schmerzzentrum der Johannesbad Fachklinik Bad Füssing erhalten Betroffene eine hochspezialisierte Behandlung – jenseits von Standardrezepten. Chefarzt Dr. Oliver Wolf erklärt im Interview, was das Schmerzzentrum bewusst anders macht, wann Wirbelsäuleninfiltrationen wirklich wirksam sind und warum interdisziplinäre Zusammenarbeit so entscheidend sind.

Herr Dr. Wolf, Sie leiten das Schmerzzentrum Bad Füssing seit zehn Jahren und haben es weiterentwickelt und ausgebaut. Erinnern Sie sich noch an die Anfänge?

Natürlich! Wir sind im Grunde bei null gestartet, und das war eigentlich ein großes Glück. Wenn man unten ist, dann gibt es nur eine Richtung: nach oben. Wir konnten Strukturen, Abläufe und Standards von Anfang an so gestalten, wie wir sie für eine moderne, patientenzentrierte Schmerztherapie brauchen – ohne Kompromisse. Anfangs waren wir technisch eher bescheiden aufgestellt. Heute arbeiten wir in einigen Bereichen mit einer Ausstattung, die sich mit der einer Uniklinik messen lassen kann. Noch wichtiger aber ist: Wir haben ein Team aus hochqualifizierten Fachärzten, Psychologen, Schmerzspezialisten und Therapeuten aufgebaut, das individuell auf die Bedürfnisse jedes Patienten eingeht. Bei uns gibt es keine Behandlung von der Stange – sondern einen therapeutischen Maßanzug.

Die Basis für die Behandlung von chronischen Schmerzen bildet die multimodale Schmerztherapie – was bedeutet das konkret?

Multimodal heißt, dass die therapeutischen Optionen nicht auf eine Schublade beschränkt sind, wir arbeiten auf mehreren Ebenen. Denn chronischer Schmerz ist komplex – er betrifft nicht nur Muskeln oder Gelenke, sondern auch das Nervensystem, die Psyche und das soziale Umfeld. Eine Operation ist häufig nicht zielführend und verschlimmert die Beschwerden mitunter sogar.

Unsere Therapie ist ganzheitlich und vereint medizinische Maßnahmen wie Infiltrationen und Schmerzmedikation mit Psychotherapie, Bewegungstherapie, Kreativangeboten und ergänzenden Verfahren wie Akupunktur oder Yoga. Der stationäre Aufenthalt dauert bei uns 16 Tage – deutlich länger als bei vielen Mitbewerbern. Neben unserer Expertise haben wir so auch die Zeit, um aus diesen Bausteinen ein passgenaues Konzept zu entwickeln und bei Bedarf anzupassen.

Was macht Ihr Zentrum noch besonders?

Wir machen vieles anders. Es fängt damit an, dass der Therapeut, der einen Patienten aufnimmt, diesen bis zum letzten Tag betreut. Es gibt bei uns keinen Wechsel. Weder beim Therapeuten noch beim betreuenden Arzt. Man muss seine Patienten und Patientinnen kennen – sonst fängt man immer wieder bei null an! Unsere Physiotherapeuten arbeiten nur für unsere Abteilung und haben wertvolle Zusatzausbildungen in Manualtherapie, Kraniosakraltherapie, Osteopathie, Bobath Therapie u.v.m. – das garantiert ein außergewöhnlich hohes Niveau. Und, auch das ist nicht zu unterschätzen: Alle Patienten und Patientinnen sind in ansprechenden Einzelzimmern untergebracht, wo sie einen Rückzugsraum haben. Zur Fachklinik Johannesbad gehört auch eines der größten Thermenareale Europas. Dies dient unseren Patientinnen und Patienten zusätzlich z.B. bei Physiotherapie im Wasser. In therapiefreien Zeiten können sie die Therme intensiv nutzen.  

Welche Ursachen für chronische Schmerzen sehen Sie besonders häufig?

Die Ursachen sind so vielfältig wie die Patienten und Patientinnen selbst. Häufig spielen seelische Belastungen eine Rolle. Unser Körper reagiert auf ungelöste gesundheitliche, aber auch familiäre oder berufliche Konflikte, Mobbing, Einsamkeit, Stressempfinden. Dafür sind unsere Psycholog:innen im Team – hochwertig ausgebildet in Schmerzpsychologie, Hypnose, Verhaltenstherapie – sehr wichtig, damit Betroffene gerade diese auslösenden oder chronifizierenden Ursachen aufarbeiten können. Da hilft eine Spritze oder Tablette allein nämlich überhaupt nicht. 

Ein Schwerpunt Ihrer Arbeit ist die Wirbelsäuleninfiltrationstherapie. Wie funktioniert dieses Verfahren genau?

Rückenmarksnahe Infiltrationen sind gezielte Injektionen, bei denen wir mit einer feinen Nadel schmerz- und entzündungshemmende Medikamente direkt an die betroffene Stelle bringen, etwa an Nerven, die durch Bandscheibenvorfälle gereizt sind. Mit Hilfe von mobilen Röntgengeräten und Kontrastmitteln platzieren wir die Infiltration mit millimetergenauer Präzision – oft sogar genauer, als es mit einem CT möglich wäre. So können wir die Medikamente dort wirken lassen, wo der Schmerz entsteht. Wir erleben regelhaft, dass nach unserer Infiltration eine deutliche Besserung eintritt.

Wie oft muss so eine Infiltration wiederholt werden?

Wenn man es richtigmacht – und ich sage das bewusst selbstbewusst – reicht häufig eine einzige Infiltration, maximal zwei Injektionen pro betroffener Struktur, um die Entzündung am Nerv gezielt abschwellen zu lassen. Das gelingt allerdings nur, wenn man sehr präzise arbeitet und genaue Diagnostik macht (Anamnese / Untersuchung / technische Diagnostik). Unsere Ärzt:innen kommen aus den Fachbereichen Orthopädie, Unfallchirurgie, Neurochirurgie, Anästhesie, Physikalische Medizin und bringen alle ein tiefes Verständnis für die Anatomie und Funktionalität der Wirbelsäule mit. Wiederholte Infiltrationen vor allem an den Gelenken in relativ kurzen Abständen können aufgrund der Infektionsgefahr sogar riskant sein. Da geht es also auch um die Vermeidung von Risiken und Komplikationen für den Patienten.

Welche Rolle spielt die Schmerzmedikation in Ihrem Konzept?

Die medikamentöse Therapie ist ein zentrales Instrument. Oftmals beschränken sich die pharmakotherapeutischen Ansätze im ambulanten Bereich auf die Verordnung von Basisschmerzmitteln. Viele Schmerzpatienten, die zu uns kommen, nehmen Standardmittel wie Ibuprofen in hoher Dosis und regelmäßig – oft über Jahre. Diese Medikamente (NSAR) können bei akuten Schmerzen gut helfen, sind langfristig aber extrem schädlich bzgl. Nebenwirkungen (u.a. Niereninsuffizienz). Wir nehmen uns hier die Zeit, die Medikation individuell neu einzustellen, da kommen auch Substanzen wie Cannabis und Opiate zum Einsatz. Der Einsatz moderner retardierter Morphinderivate bei chronischen Schmerzpatienten birgt bei richtiger und ärztlich begleiteter Anwendung keine relevanten Abhängigkeitsproblematiken und verursacht auch über lange Zeit der Einnahme keine wesentlichen Schäden an Leber, Niere oder anderen Organen.

Wie setzen Sie Cannabis ein?

Medizinisches Cannabis gehört heute zum Standardwerkzeug in der Schmerztherapie.  Wir haben über viele Jahre damit Erfahrung gesammelt. Es macht in der Schmerztherapie nur Sinn, wenn es in nicht-inhalativer Form angewendet wird, also ausschließlich in Form von Tropfen, Sprays oder Tabletten. So lässt sich die Dosis eindeutig festlegen. Beim Inhalieren kommt es auch zu einer schnellen Anflutung der Wirkung – und genau das fördert eine psychische Abhängigkeit. Und Sucht darf kein selbst gemachtes Thema sein!

Welche ergänzenden Therapiemöglichkeiten bieten Sie an?

Wo soll ich anfangen? Zu unseren Angeboten zählen therapeutisches Bogenschießen, Wandern, Klettern, Nordic Walking, Entspannungsmethoden wie Yoga, Muskelrelaxation und vieles mehr. Es geht dabei auch darum, aus dem Schmerzalltag wieder in eine geordnete Bewegung zu finden. In Kreativgruppen können die Patienten und Patientinnen malen, gestalten, handwerken. Und sie erleben in dieser Stunde: Wenn ich mich auf etwas fokussiere, was meine Konzentration in Anspruch nimmt, dann beschäftigt mich der Schmerz weniger und nimmt mich nicht mehr so ein. Das ist auch ein Tool in der Schmerztherapie – durch Ablenkung den Schmerzen ein Schnippchen zu schlagen.

Welche Spezialsprechstunden ergänzen Ihr Angebot?

Wir bieten eine Hilfsmittelsprechstunde an, bei der unsere Ärzte gemeinsam mit Orthopädietechnikern optimale Orthesen für Patienten auswählen und anpassen. Außerdem gibt es eine Akupunktur- und eine Stoßwellentherapiesprechstunde – ein effektives Verfahren bei Muskelschmerzen etwa aufgrund von verspannter Rückenmuskulatur, Kalkschulter, Fersensporn oder Tennisarm. Diese Behandlungen sind normalerweise Selbstzahlerleistungen – bei uns sind sie in der stationären Behandlung im „Gesamtpaket“ inkludiert.

Was treibt Sie persönlich an?

Dauerhafte Schmerzen kosten Lebensfreude, erschweren alltägliche Tätigkeiten, machen einsam. Chronische Schmerzpatienten bekommen oft keine Hilfe, gelten als austherapiert. Dies gilt bei uns nicht. Man kann mit unserem ganzheitlichen Konzept nahezu jedem Patienten, jeder Patientin helfen, eine bessere Lebenssituation schaffen und mehr Lebensqualität bieten. Es stimmt: Schmerzfreiheit können wir bei chronischen Verläufen nicht als oberstes Ziel anstreben. Unser Ziel ist eine Verbesserung der Lebensqualität – und da sind die Erfolge in vielen Fällen enorm, wie unsere internen Daten zeigen. Rückmeldungen von Patienten und Patientinnen, deren Alltag durch unsere Behandlung wieder schöner und lebenswert ist, freuen mich zutiefst und machen mich stolz auf mein Team und unsere Arbeit – das ist das, was mich antreibt.

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Dr. Oliver Wolf ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Schmerztherapie (BLÄK, OÄK), Spezielle Unfallchirurgie, Sportmedizin sowie ausgebildeter Physiotherapeut. Seit zehn Jahren leitet er das Interdisziplinäre Rücken- und Schmerzzentrum der Johannesbad Fachklinik Bad Füssing mit Ambulantem Praxiszentrum für Orthopädie und spezieller Schmerztherapie (Credit: Johannesbad Gruppe)


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